Reise vom Polarkreis zum Äquator (IX-3)
Rund um das Hostal Madre Tierra (Hotel „Mutter Erde“) in Vilcabamba haben die Wirtsleute verschiedene heimische Obstbäume gepflanzt. Einige reife Früchte lassen sie daran hängen, damit die vielen farbenprächtigen Vögel hier Nahrung finden. Diese fliegenden Juwelen singen schon frühmorgens in den schönsten Flötentönen. Schillernde Kolibris bestäuben die Bäume. Nachts umrunden fruchtfressende Fledermäuse und blinkende Leuchtkäfer den Garten. Eine Idylle! Vilcabamba heisst „Heiliges Tal“. Das Dorf liegt auf 1526 Meter über Meer, in der Ecuadorianischen Südprovinz Loja. Die meisten Leute hier sind Bauern. Die Temperatur schwankt während des ganzen Jahres zwischen 24,5 °C an einem heissen Tag und 12 °C an einem kühlen Morgen. Zwei Flüsse durchqueren das Tal, der Chamba und der Yambala. Auch in einem trockenen Sommer bleibt das Tal deshalb grün. Vilcabamba wurde berühmt, als die Zeitschrift National Geographic einen Beitrag der Harvard Universität über die Langlebigkeit ihrer Einwohner publizierte. In einer Ortschaft von weniger als 3000 Einwohnern waren gemäss den Taufbüchern 64 Personen älter als 100 Jahre. Der Gerontologe Ph. D. Richard Mazes meinte, dass die jugendliche Struktur der Knochen der alten Leute sogar interessanter sei als das Alter selbst. In der Folge kamen Wissenschafter aus vielen Ländern, um zu studieren, weshalb die Leute so alt würden. Lebten sie nur deshalb so lange, weil es weder Arzt noch Apotheke gab? Ode

Erschienen im Urner Wochenblatt Nr. 10 vom 06.02.2002